published 19.08.2023

Bild: Ben Ashby / unsplash

Um es vorweg zu nehmen, hier soll keineswegs die feministische Sinnhaftigkeit der Reisetätigkeit einer Außenministerin in Frage gestellt werden, denn sie fliegt ja nur zum Wohle des deutschen Volkes um die Welt. Dafür müssen Umwelt und Steuerzahler die eine oder andere Kröte schlucken. So etwa auf dem Flug Richtung Australien zu Beginn dieser Woche. Da wurden größere Mengen Treibstoffs in die Luft abgelassen. Musste das denn sein?


Wie geht Fliegen?

Wenn die Strömung der Luft um ein Flugzeug herum genügend Auftrieb erzeugt, um sein Gewicht zu tragen, dann fliegen wir. Dieser Auftrieb hängt hauptsächlich von Größe und Gestalt der Tragflächen ab, und er nimmt mit dem Quadrat der Geschwindigkeit zu. Dreifache Geschwindigkeit heißt also neunfacher Auftrieb – ceteris paribus.

Im Reiseflug soll ein Flieger schnell sein, etwa 870 km/h; am Boden, bei Start und Landung aber möglichst langsam – sagen wir ein Drittel davon, also 290 km/h. Der Auftrieb wäre bei dieser Geschwindigkeit aber nur noch 1/9 = 11% des Auftriebs im Reiseflug – und beides mal soll der ganze Flieger in der Luft bleiben? Wie soll das gehen?

Das funktioniert nur deshalb, weil die Luft am Boden etwa viermal so dicht ist wie oben, weil der Pilot die Nase des Fliegers bei Start und Landung nach oben nimmt, und weil Auftriebshilfen, vulgo „Landeklappen“, ausgefahren werden, die für zusätzlichen Auftrieb sorgen – aber auch für mehr Luftwiderstand.

 

Landeklappen auch zum Start

Besagte Auftriebshilfen sind auch beim Start nötig, denn auch da ist das Flugzeug noch langsam. Wenn es aber auf Strecke geht, dann sind die Dinger hinderlich, weil sie enorm bremsen. Deswegen fährt sie der Pilot nach dem Abheben schrittweise wieder ein, was für den Passagier durch ein gesundes Surren bemerkbar wird, und im Cockpit durch eine Anzeige.

Falls das Surren ausbleibt, dann haben wir Pech gehabt – keine Chance den Flug fortzusetzen, man würde das Ziel niemals erreichen, weil die Klappen zu sehr bremsen. Man kehrt also zum Ausgangsort zurück, in diesem Fall nach Abu Dhabi. Da aber – aus diversen Gründen – das maximal zulässige Landegewicht deutlich unter dem  Abfluggewicht liegt, ist die für Langstrecke nach Australien vollgetankte Maschine jetzt zu schwer. Um das zu korrigieren wirft man nicht etwa Passagiere oder Gepäck ab, sondern Treibstoff.

Im Fall von Annalenas Flug waren das, nach Presseberichten, 80 Tonnen. Und das sogar zwei Mal, denn die Reparatur nach dem ersten abgebrochenen Abflug war erfolglos! Zweimal hintereinander dasselbe Spektakel, welches so manchem Airliner in seiner ganzen Karriere kein einziges Mal passiert.

 

Teurer Regen

Da wurden dann also aus ca. 2000 m Höhe 2 x 80 Tonnen Kerosin abgeworfen, die in der Luft evaporierten, also nicht als Regen unten ankamen, die aber letztlich ihren Weg finden werden, um sich in CO2 und H2O zu verwandeln.

Der Preis pro Tonne für die Airline – in diesem Fall die Bundeswehr – beträgt ca. $600. In diesem Fall wurden also gerade mal

2 x 80 t x 600 $/t    $100.000  ≈ €100.000

in die Luft gepustet. Dafür muss dann ein braver Arbeiter zehn Jahre lang seine Steuern abdrücken. So geht Gerechtigkeit. Das ist feministische Außenpolitik

Und noch etwas: Besagte 160 t Kerosin sind umgerechnet etwa 200.000 Liter. Ein sparsamer Dieselfahrer käme damit 3 Millionen Kilometer weit, und 200 sparsame Dieselfahrer könnten damit ihren Jahresbedarf decken, bzw. sie müssten vom Auto aufs Lastenfahrrad umsteigen, um Annalenas Flugpannen klimamäßig zu kompensieren.

Das ist nicht schön. Aber man hat uns ja freundlicher Weise Scheuklappen verpasst, damit wir all das Leid nicht sehen müssen.


UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP

 

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5 Comments
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Gustl Grillenberger
8 months ago

technikfeindliche  Doppelmoral  : Prominenz kokettiert oft mit ihrer MINT Schwäche, trägt aber technische Scheingüter  Avantgarde artig zur Schau. Der grüne Kreis verteufelt Errungenschaften, die er selbst exzessiv nutzt. Das Alter technischer Güter ist in Deutschland immer stigmatisierender Reflex, („Umweltprämie“ PKW /Heizkessel )- ewiger Anschaffungsdruck d. moralischen Verschleiß- ein moderner Ablasshandel,über den… Read more »

Guenther Keller
8 months ago

Ich glaube es ist einer der Lieblingssätze von grünen, aber auch roten Politikerinnen : Wir sind eines der reichsten Länder der Erde. Diese Fehlannahme dient der Rechtfertigung sinnloser Ausgaben.Ich muss nicht ins Detail gehen. Wer sehen kann, weiß was gemeint ist. Damit eindeschlossen Peanuts zur Finanzierung von Wohlfühlpersonal wie Stylistinnen… Read more »

Kenan Meyer
8 months ago

Interessant ist übrigens, daß quasi dem A340 die Schuld zugewiesen wurde und er umgehend aus der Flotte entfernt werden soll. Einwandfreier Betrieb ist bei Fliegern kaum eine Funktion des Alters sondern der korrekten vorgeschriebenen Wartung. Zuständig für die Wartung der Airbus der Flugbereitschaft ist die Lufthansa Technik. Seltsamerweise fliegen die… Read more »

Karl
8 months ago

Die Fehlfunktion betraf nicht die Flügel-Endklappen (Landeklappen), sondern die Vorflügel (slats).
Auch ausgefahrene slats begrenzen die mögliche Fluggeschwindigkeit so, das Reiseflug nicht möglich ist.

Thomas Maetzel
8 months ago

Der eigentliche Skandal ist es doch, dass es sich hier eine geplante reine Lustreise zum feministischen Fußballendspiel gehandelt hat. Der akturlle Reisezweck war lächerlich und vorgeschoben.War auch noch die Family dabei ? Und was sagen die ganzen mitreisenden Journalisten etc. dazu ? So ein Mitreiseticket ist doch schon generell sehr… Read more »