published 08.04.2023

Bild: Peter Pryharski/ unsplash

Nichts würden unsere Regierenden empörter von sich weisen, als eine Tendenz zu Imperialismus oder Kolonialismus. Und doch – dank blindem grünen Fanatismus, monistischer Weltsicht und totaler Ignoranz historischer Zusammenhänge – ergeben sich in der aktuellen Politik Parallelen zur Geschichte Deutschlands vor hundert Jahren


Der Feind heißt CO2

Die deutsche Kanonenboot-Diplomatie im ersten Weltkrieg  war ein einziges Desaster.  Der Kreuzer “Dresden” versenkte sich selbst im März 1915 vor der chilenischen Küste, in der Skagerrak Schlacht an Dänemarks Nordspitze wurde der Stolz der kaiserlichen Marine vernichtet, und, wenn wir Humphrey Bogart glauben können, dann hat er mit seiner “African Queen” die Corvette “Königin Luise” im Tanganjika See erledigt.

Ausgerechnet in diesen drei Regionen – Chile, Afrika und Dänemark – versucht die deutsche Regierung nun abermals, gut hundert Jahre später, mit einer neuen Strategie den Sieg zu erringen. Gekämpft wird diesmal nicht mit Kanonenbooten, sondern mit Windmühlen, statt Torpedos werden Milliarden an Steuergeldern verschossen, und der Feind heißt CO2.

Ist das nicht Wahnsinn?

 

Millionen Tonnen aus Dänemark

So wurde kürzlich mit Dänemark eine Vereinbarung über die Lieferung von “grünem” Wasserstoff an Deutschland unterzeichnet. Erzeugt werden soll die Ware mit Windmühlen, geliefert werden soll sie per Rohrpost, angestrebt wird ein Umfang von einer Million Tonnen pro Jahr. Ja, hier soll nicht gekleckert werden sondern geklotzt! Wie realistisch ist diese Zielsetzung? Ich schlage vor, wir schauen uns das mal an.

Windmühlen erzeugen Strom,  mit dessen Hilfe man per Elektrolyse den begehrten Wasserstoff (H2) gewinnen kann. Pro Kilogramm (kg) H2 braucht man rund 10 Liter Wasser und 55 Kilowattstunden (kWh).

Die geplante Million Tonnen an H2 ist nichts anderes als eine Milliarde Kilogramm H2. Man bräuchte für die Elektrolyse nach Adam Riese also 55 Mrd. kWh pro Jahr. Kraftwerksfritzen würden hier von 55 Terawattstunden (TWh) sprechen.  Ist das viel? Es ist rund die Hälfte der jährlich in Deutschland aus Windenergie erzeugten Elektrizität. Die Dänen müssten für uns also zehn bis zwanzigtausend Windmühlen hinstellen – die haben ja sonst nichts zu tun, und Platz haben sie auch – oder?

 

Kopenhagen ohne Trinkwasser?

Bräuchte man da sonst noch etwas? Allerdings: man bräuchte 10 Milliarden Liter Wasser, genauer gesagt Süßwasser. Das ist vielleicht so viel wie die Bürger Kopenhagens pro Jahr verbrauchen. Sollte man denen jetzt das Wasser abgraben? Die Deutschen würden sich das vielleicht gefallen lassen, aber die Dänen wohl kaum. Man betreibt die Elektrolyse  deswegen mit Seewasser, da stehen die Mühlen ja sowieso mitten drin. Allerdings senkt das den Wirkungsgrad erheblich.

Und noch etwas nagt an der Wirtschaftlichkeit des Vorhabens. Man will den H2 ja per Rohr, à la Nordstream, nach Deutschland pusten, so mit etwa 1000 km/h. Das kostet auch Energie. Es geht zwar langsamer, wenn man den H2 erst komprimiert, aber auch das kommt nicht zum Nulltarif. Anders gesagt, mit den erwähnten 55 TWh pro Jahr ist es nicht getan.

 

Den eigenen Märchen Glauben schenken

Wie kann man sich auf  solch ein unrealistisches Projekt einlassen? Das kann passieren, wenn Kinderbuchautoren an die eigenen Märchen glauben, und wenn man ihnen Zugang zu Milliarden an Spielgeld gibt. Und wenn man sie mit Experten umgibt, deren Expertise darin besteht, das Richtige zu sagen, um weiterhin gut bezahlte Berateraufträge zu bekommen – und das muss keineswegs die Wahrheit sein.

Stoppt den niemand diesen Wahnsinn?  Aber eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als dass die Ampel bei grünen Projekten auf Rot schaltet. Nach grünem Benzin aus Patagonien und nach grünem Ammoniak aus Namibia soll nun also grüner Wasserstoff aus Dänemark kommen. Auch diese Kanonenboot-Diplomatie wird scheitern, wie schon vor hundert Jahren; und vielleicht hatte auch ja damals jemand an seine eigenen Märchen geglaubt und niemand traute sich zu widersprechen.


UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP

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günther Keller
1 year ago

Die Ignoranz der Grünen, ihre Resistenz gegenüber naturwissenschaftlichen Fakten- auch denen , die jeder der die Grundrechennarten beherrscht auf einem Blatt Papier am Küchentisch berechnen kann- und ihr unreflektieretes Sendungsbewußtsein sind eine gefährliche Mischung. Sie ist dazu geeignet, den wirtschaftlichen Niedergang unseres Landes in Gang zu setzen. Der hat mit… Read more »