published 12.09.2020 

Bild: The Guardian
Hedy Lamarr

 

Es gibt da diese fixe Idee, dass wir alle glücklicher wären, wenn es mehr Ingenieurinnen und Physikerinnen gäbe. Ein patriarchalisches System aber verwehre Frauen den Zugang in die Welt der Schrauben und Atome und degradiere sie zu Lehrerinnen und Krankenschwestern. Universitäten, die eigentlich strategische Leitlinien für unsere Kultur vorgeben sollten statt blind dem Zeitgeist zu folgen, springen brav über dieses Stöckchen, das man ihnen hinhält.


 

Ein hübsches Gesicht

Jedes Jahr erreicht mich ein Magazin der Technischen Universität München, das von Mal zu Mal attraktiver wird. Das liegt, nicht zuletzt, an den vermehrten Abbildungen weiblicher Studierender und Forschender.

Nun, es ist nichts Neues, dass Bilder von Frauen für Betrachter beiderlei Geschlechts faszinierend sind. Keine Ausgabe von Cosmo, Vogue oder Playboy ohne ein hübsches Gesicht auf dem Titel. Ich glaube aber, dass die Zunahme von Weiblichkeit in der Broschüre der TUM einem anderen Zweck dient, als der Steigerung der Auflage.

Bevor ich das weiter analysiere lassen Sie mich einschieben, dass ich in zwölf Jahren als Student und Forscher an besagter Institution nur die allerbesten Erfahrungen gemacht habe. Mir ist auch bewusst, dass die TUM noch heute in Deutschland absolut Spitze ist. Deshalb beschäftigt mich diese fragwürdige, von der TUM verbreitete PR.

 

Faktencheck

Fakt ist, dass Naturwissenschaften, Elektrotechnik, Maschinenbau und Informatik die klassischen Kompetenzen der TUM sind. Fakt ist auch, dass nur wenige Frauen ausgeprägte Neigung oder Veranlagung für diese Themen haben.

Würden wir aus all den technischen Errungenschaften, die heute unser Leben so angenehm machen, vom Telefon zum Kühlschrank, vom Flugzeug zum Computer, diejenigen Erfindungen streichen, die von Frauen gemacht wurden, es würde kaum jemand merken. Gut, vielleicht in Sachen Bluetooth und WiFi, wo Hedy Lamarr wichtige Beiträge geliefert hat. Aber sie war eben der schwarze Schwan, sie war die Ausnahme, welche die Regel bestätigt, dass Technik etwas für Männer ist.

Zu meiner Zeit an der TUM war der Frauenanteil zu Beginn des Studiums etwa zehn Prozent, später, bei den „Post Graduates“, war unter hundert Physikern keine einzige Frau. Allerdings gab es eine begnadete Chemikerin, ohne deren Arbeit viele Experimente nicht möglich gewesen wären.

Also, warum so viel Weiblichkeit in der Broschüre der TUM?

Nun, ganz simpel, man will signalisieren, dass die Welt der Zahnräder, Atome und Halbleiter nicht nur für Männer attraktiv ist, sondern ebenso für Frauen, und dass die Türen der TUM für diese weit offen stehen.

Nun, erstere Aussage widerspricht jeglicher Beobachtung, sie ist ganz offensichtlich eine Lüge. Und dann, warum betonen, dass Frauen willkommen sind? War ihnen der Zugang zur TUM jemals verwehrt?

 

Die willigen Eliten

Warum also erst eine falsche und dann eine unnötige Aussage?

Die Leitung der TUM will deutlich machen, dass sie sich den aktuellen Geboten der Political Correctness willig unterwirft. Das muss man heute demonstrieren, wenn man bei der Vergabe der Gelder durch die Politik nicht benachteiligt werden möchte; vielleicht ist PC wichtiger als die akademische Leistung.

So machen die Professoren und Gelehrten eben Kotau vor dem Geßler Hut der Forschungsministerin, einer Hotelfachfrau.

Sie sagen, dass sei kein Grund zur Aufregung, das sei doch nicht schlimm, das hätte man doch jetzt überall so? Genau darum ist es ja so schlimm. Warum darf man nicht sagen, dass nur wenige Frauen Interesse und Begabung für Naturwissenschaft und Technik haben?

Wären die Frauen dann unglücklicher? Müsste man ihnen dann das Autofahren verbieten oder das Wahlrecht entziehen? Wären Frauen weniger wert, wenn wir die Wahrheit über sie sagten?

Hier zeigt sich die ganze infame Unlogik, die der PC gegenüber Minoritäten innewohnt. Es ist die fundamentale Annahme, dass „Wenn wir die Wahrheit über euch sagten, dann würdet ihr eure Würde einbüßen.“ Und diese unbewusste Annahme entlarvt wiederum eine Grundhaltung: „Deine Würde ist an Fähigkeiten und Leistungen geknüpft, nicht an dein Menschsein.“ Jedes Element von PC ist verknüpft mit einer Verachtung.

 

Die Frauenbeauftragten

Die offizielle Erklärung für den Mangel an Ingenieurinnen auf dieser Welt ist, laut TUM, die folgende: Trotz Ihrer akademischen Eignung ziehen sie ein Studium von Maschinenbau oder Elektrotechnik nicht in Betracht, weil es Männersache sei.

Um ihnen das auszureden gibt es an der TUM jetzt nicht nur eine „Hochschulfrauenbeauftragte“ sondern auch eine Reihe von „Fakultätsfrauenbeauftragten“. Ihre Aufgabe ist es, den jungen Damen, die von Schrauben und Lötkolben träumen, die Angst vor der TUM zu nehmen. In Wirklichkeit sollen sie natürlich die Frauenquote in den Fakultäten hochschrauben, um die Gunst der Forschungsministerin zu sichern.

Was für ein Nonsens. Sollen wir wirklich glauben, dass eine Frau, die darauf brennt, eines Tages eine bessere Zylinderkopfdichtung zu entwickeln oder einen störungssicheren Hochspannungsschalter, dass die zu schüchtern wäre, um sich für das Studium einzuschreiben?

Wer in seinem Leben hin und wieder mit Frauen zu tun hat, der weiß, dass diese auch ohne fremde Hilfe in der Lage sind, ihre Ziele zu verfolgen, so wie ein Torpedo ein feindliches Schiff. Die erwähnte Hedy Lamarr hat übrigens eine Fernsteuerung für Torpedos erfunden, welche durch „frequency hopping“ vor Störung durch gegnerische Funksignale geschützt war. Ich vermute, sie hat das ohne Beistand einer Hochschulfakultätsfrauenbeauftragten hinbekommen.

Es ist erbärmlich wenn Direktoren einer Hochschule, wenn Eliten, die in intellektueller und ethischer Hinsicht Vorbilder sein sollten, solch einer fixen Idee folgen. Einem Trend, der von einer Politikeria getrieben wird, die in akademischer Hinsicht eher durch fragwürdige Doktorarbeiten von sich reden macht, als durch schöpferische Spitzenleistungen.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich will hier auf keinen Fall Taktlosigkeit propagieren. Aber Takt ist das Gegenteil von PC. Er entspringt dem Herzen, der wahren Achtung vor dem und der Anderen und dem ehrlichen Wunsch, nicht zu verletzen. Takt hat nichts mit politisch motivierten Vorschriften zu tun. Im Gegenteil; je mehr Gesetze in den Umgang von Mensch zu Mensch eingreifen, desto schwächer wird das spontane Mitgefühl und das, was früher als „Anstand“ bezeichnet wurde.

Waren die Menschen unglücklicher, als es Political Correctness noch nicht gab? Haben sich damals Studentinnen nicht in die TUM getraut? Wurden sie gemobbt? Das Gegenteil war der Fall! Ich bin Zeuge.

 

Und noch etwas:

Auch wenn PC tatsächlich menschliche Ziele verfolgen sollte, wenn es tatsächlich darum ginge, Minderheiten vor Verachtung zu schützen: Eine gute Absicht, die auf einer Lüge aufbaut, wird giftige Früchte tragen. Die wahre Motivation hinter PC ist ohnehin eine ganz andere:  die Unterdrückung derer, denen die Lügen aufgezwungen werden.

Der englische Autor und Psychiater Theodeore Dalrymple fasste es so zusammen:

Wenn Menschen, denen die offensichtlichsten Lügen erzählt werden, gezwungen werden zu schweigen, oder noch schlimmer, wenn sie gezwungen werden, die Lügen selbst zu wiederholen, verlieren sie ein für alle Mal ihr Gefühl der Redlichkeit. Offensichtlichen Lügen zuzustimmen bedeutet in gewisser Weise, selbst böse zu werden. Das Ansehen eines Menschen wird dadurch erodiert und sogar zerstört.

Eine Gesellschaft entmannter Lügner ist leicht zu kontrollieren. Ich denke, wenn Sie Political Correctness untersuchen, dann hat diese den gleichen Effekt und das ist auch so beabsichtigt.


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9 Comments
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der_fotograf
3 years ago

Zitat: »Das liegt, nicht zuletzt, an den vermehrten Abbildungen weiblicher Studierender und Forschender.« Dass Sie jetzt auch mit dem Gender-Mist anfangen, nehme ich Ihnen wirklich krumm. In dem Artikel kritisieren Sie die »Bücklinge« die vor dem Mainstream buckeln, und selber machen Sie den Blödsinn in einem Betrag mit. Lassen Sie… Read more »

Andreas Gerster
3 years ago

Ohh… Hedy Lamarr, geborene Hedwig Kiesler aus Österreich (und George Antheil) sollen wesentlich zum Frequenzsprungverfahren beigetragen haben? Da sind die alten, bösen, weissen Männer von Scientific American aber anderer Ansicht. https://www.americanscientist.org/article/random-paths-to-frequency-hopping

Werner Ocker
3 years ago

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Statt langer Reden.

Martin Büühner
3 years ago

Das ist ein sensibles Thema! Ich frage mich, weshalb kommt überhaupt diese Bewegung immer mehr an die Oberfläche? Was könnte die Ursache sein? Sind es nicht wir Männer, vor allem in der Geschäftswelt, die polarisierend unterwegs sind? Getreu der Grundhaltung, dass Frauen und deren Leistungen aufgrund ihren Veranlagungen weniger Qualifiziert… Read more »

Klaus Eickelmann
3 years ago

In der Tat, halleluja! In Zeiten, in denen abweichende Meinungen durch ideologisches Geschrei à la “Querdenken.711” und die Berieselung der mit öffentlichen Geldern alimentierten TV-Kanäle immer mehr unterzugehen drohen, ist dieser mutige Beitrag eine nachdenkenswerte Bereicherung. Halt ein echter “Think Again”!

Stefan Doß
3 years ago

Wenn Querdenken711 Ihrer “Ansicht” nach “ideologisches Geschrei” ist, was gegen abweichende Meinungen stehen soll, weiß ich nicht durch welche Filterblase Sie gerade gucken. Und dann noch in einer Reihe mit geldöffentlich beriselten TV-Kanälen gestellt? Jeder weiß doch, dass Querdenken711 sich gegen PC stellt und ganz und gar unideologisch ist. Haben… Read more »

3 years ago

Zu meinem Studium (Ingenieurwissenschaften/Lebensmitteltechnologie) an der Humboldt-Universtät von 1974-1978 waren vor allem junge Frauen “umgelenkt” worden, die keinen Studienplatz in Medizin, Kulturwissenschaften, Journalistik usw. abbekommen hatten, aber nun irgendetwas studieren mussten. Jahrelang habe ich mir anhören müssen, dass ihnen das Studium überhaupt nichts gegeben habe. Das Geld dafür war von… Read more »

Thomas Banholzer
3 years ago

halleluja,besser kann man es nicht formulieren,danke Ihnen.

Ulrich Kalscheuer
3 years ago

Großartiger Beitrag! Vielen Dank!