published 18.11.2023

Bild: Daoudi Aissa / unsplash

Der geplante Ausbau von Photovoltaik um den Faktor drei wird keine Probleme lösen, aber gigantische Kosten und Einbußen an Lebensqualität mit sich bringen. Hindernisse auf dem Weg in das organisierte Desaster werden systematisch aus dem Weg geräumt.   


Vor 92 Jahren

1931 schrieb der kluge Kopf Hanns Günther in seinem Buch „Die künftige Energieerzeugung der Welt / Die Welt ohne Kohle“ das Folgende:

Das alles klingt auf dem Papier durchaus plausibel. Man darf nur nicht zu rechnen beginnen. Jede Umsetzung einer Energieform in eine andere verzehrt Kraft. Und hier folgen mehrere Energie-Umwandlungen aufeinander. Die Folge ist ein sehr geringer Wirkungsgrad. Verbunden mit der Unstetigkeit der Ausgangsenergie läßt sich daraus ohne weiteres die Unbrauchbarkeit solcher Vorschläge erkennen.

Damit war nicht Photovoltaik gemeint, aber heute verfolgt man exakt diesen unbrauchbaren Vorschlag. Die Kette der Umwandlungen führt von Sonnenlicht per Photovoltaik zu Elektrizität, dann per Elektrolyse zu Wasserstoff und dann per Brennstoffzelle wieder zu Elektrizität. Das sind drei der oben erwähnten Umwandlungen. Ja, und auch die Unstetigkeit der Ausgangsenergie  „Sonnenschein“ lässt sich nicht leugnen.

Hat man all das in den vergangenen 90 Jahren vergessen?

 

Vor 74 Jahren

1949 wurde die Bundesrepublik geschaffen, und kluge Köpfe haben sich damals überlegt, welche politische Instanz welche Befugnisse haben sollte. Man hatte ja schmerzlich gelernt, dass es ins Unheil führt, wenn eine zentrale Macht, eine zentrale Partei, die Gesellschaft bis ins letzte Detail kontrolliert. Also ist man dem Prinzip gefolgt: so dezentral wie möglich, so zentral wie nötig. Das ergab dann die Pyramide Gemeinde – Kreis – Land – Bund. Wenn  zu entscheiden ist, ob Hintertupfing einen Maibaum aufstellt oder nicht, dann geht das nur die Hintertupfinger an, nicht den Bundeskanzler.

Nun kann es zu Konflikten kommen, etwa wenn die Bundesregierung die alternativen Energiequellen ausbauen möchte, aber die Zustimmung der Gemeinde braucht, um deren Grund und Boden mit Photovoltaik zu pflastern. Es könnte ja sein, dass die Bürger aus ihren Fenstern lieber auf Wiesen und Bäume schauen als auf ein Meer von  grauen Paneelen.

Nun weiß man seit langem, dass sich von Menschen gemachte Regeln leichter umgehen lassen als Naturgesetze, und zu solch einem Zweck wurde jetzt das „Freiflächen Abgabengesetz“ geschaffen.  Es bestimmt, dass zur Genehmigung der Installation einer PV Anlage der Betreiber einen Betrag von etwa 2000 Euro pro Megawatt (MW) in die Kasse der betroffenen Gemeinde bezahlen muss. Bei 100 MW fällt die Entscheidung für manch einen Bürgermeister dann leichter. 100 MW bedeutet dann aber auch die Fläche von 200 Fußballfeldern.

Zu solchen Vorhaben müssen daher auch die Bürger angehört werden. Das wird nun zeitgemäß digitalisiert. Statt im Gemeindesaal Einspruch zu erheben kann der Bürger das per email tun – und darf dann diesen Standard – Bescheid erwarten: „Wir danken für Ihre Nachricht und haben volles Verständnis für Ihren Einwand. Bedenken Sie aber bitte, dass gemäß §…Leider können wir daher….“

 

Bahn frei in den Wahnsinn

Unter Missachtung der Naturgesetze und Umgehung aller demokratischer Regeln, ist nun die Bahn frei für den alternativen Wahnsinn. Bis 2030 soll Photovoltaik mit insgesamt 215 Gigawatt installiert werden. Sie können sich das nicht vorstellen? Ich helfe Ihnen. Aktuell sind ca. 67 Gigawatt Photovoltaik installiert, also etwa ein Drittel davon. Installierte Leistung wird manchmal auch als „peak“ apostrophiert, und soll bedeuten, diese elektrische Leistung würde bei optimaler, senkrechter und wolkenfreier Sonneneinstrahlung erreicht – mit anderen Worten: nie. 

Wieviel Platz bräuchten wir dafür? Ein Gigawatt (GW) ist dasselbe wie 1000 Megawatt (MW).  Bei einem Flächenbedarf von ca. 1 Hektar pro Megawatt (je nach Quelle und Interessenlage finden Sie hier auch andere Zahlen) , braucht 1 GW also etwa 10 Quadratkilometer. Bei der angestrebten Leistung von 215 GW würden dann im Jahre 2030 über 2000 Quadratkilometer Deutschlands mit PV Modulen zugepflastert sein. Das entspricht übrigens dem Flächenbedarf von Autobahnen mit einer Gesamtlänge von  40.000 km! Deutschland hat derzeit 13.500 km Autobahn.

 

Was bekommen wir dafür?

Was uns der PV-Wahn hinsichtlich Terrain kostet, haben wir jetzt gesehen. Was er an Geld kostet, das wollen wir uns lieber nicht anschauen – nur eines ist gewiss: letztlich bezahlt alles der deutsche Verbraucher.

Was aber ist unser „return on investment“, was bekommen wir zurück für Geld und Grund, die in die Sache hineingesteckt werden? 2022 waren in Deutschland 67,7 GW Photovoltaik installiert. Die haben uns 57,6 Terawattstunden (TWh) gebracht, das sind gut 10% von Deutschlands Strombedarf.  Wenn es sich Sone und Wetter nicht anders überlegen, dann bekämen wir von der auf 215 GW erweiterten Photovoltaik dann im Jahre 2030 183 TWh geliefert, also rund ein Drittel des gesamten Strombedarfs.

Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Stellen wir uns einen perfekten, wolkenfreien Sommertag über ganz Deutschland vor, dann bekämen wir ja tatsächlich 215 Gigawatt geliefert! Wohin damit? Das Land kann ja nur ein Viertel davon brauchen! Und da kommt der rettende Wasserstoff ins Spiel. Der Überschuss wird eingesetzt, um durch Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen, der gespeichert wird und bei Bedarf in Brennstoffzellen wieder zu Strom verwandelt wird. Wie zuvor erwähnt hat das Ganze einen miserablen Wirkungsgrad, aber das ist noch nicht alles.

 

Zurück in die Zukunft

Da haben wir also diesen sonnigen Sommermittag mit 100 oder 200 Gigawatt Überschuss an Elektrizität. Damit könnte man gleichzeitig alle Bügeleisen Europas betreiben – wo sind die? Und woher sollen jetzt die Elektrolyse Anlagen kommen, um den Wasserstoff zu erzeugen, zu komprimieren und zu speichern? Das wären viele gigantische Anlagen, die noch dazu nur an wenigen wolkenlosen Sommertagen im Einsatz wären, und den Rest des Jahres vor sich hin rosten würden.

Aber das ist noch nicht alles. Auch wenn die Wasserstoffspeicher dann prall gefüllt sind, dann retten die uns bei Flaute und Wolken vielleicht über zwei oder drei dunkle Tage, aber nicht über die finsteren Wintermonate. Für Solar ist von Oktober bis April Schicht im Schacht.

Was ist die Lösung? Wir beamen uns 10 der 20 Jahre zurück, da gab es diese Probleme noch nicht. Da gab es statt Energiewende Strom und statt Sorgen ums Klima gab es Freude am Leben.


UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP

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5 Comments
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Guenther Keller
5 months ago

Ich bin kein Feind des Fortschritts. Er muss diesen Namen jedoch verdienen und durch solide Zahlen unterlegt sein. Genau das wird sehenden Auges nicht getan. Das heißt, das gesehene kann nur der verarbeiten, der es auch versteht. Da ist das Defizit.

Guenther Keller
5 months ago

Der Hinweis auf Organic solid Flow Batterien ist richtig. er zeigt aber auf, dass die Photovoltaic eben nur ein kleiner Teil des Energiemixes sein Sollte, weil auch mit gigantischen Batteriesystemen nicht die Energiemengen gespeichert werden können um die dunkle Jahreszeit zu überbrücken. Auf der Basis verschwommener Annahmen, das betrifft die… Read more »

Bernd Ternes
5 months ago
Insgesamt finde ich den Artikel nachvollziehbar kritisch. Mir fehlen aber die Potentiale der Zukunft, wie die Organic-SolidFlow-Batterien, welche sogar im GWh-Bereich gebaut werden können und für die man keine seltenen Erden, Lithium o.ä. braucht, sondern nur Rohstoffe aus Deutschland. 
Weitere Infos:  www.cmblu.com/de/technologie/
Gustl Grillenberger
5 months ago

Die Menschheit wächst exakt mit dem Wachstum der Düngemittelproduktion. Daher ist absehbar, wann Alles in massiven Flächenproblemen konvergiert –> Flächen für Urbanisierung, Ackerflächen, Flächen für Forstwirtschaft und nun auch Flächen für Energieerzeugung mit stark verringerter Energiedichte, Umwandlungsverlusten, und “unglättbaren” Ungleichförmigkeiten…..

Bernd Ternes
5 months ago

Wächst die Menschheit wirklich noch? Selbst in Afrika ist die Geburtenrate von 6,7 in 1980 auf 4,0 in 2020 gefallen und der Trend geht weiter nach unten (Quelle Statista.com). Außerdem gibt es Technologien wie die Elektro-Kultur, welche – bereits vor weit über 100 Jahren bekannte – Möglichkeiten eröffnet. Leider wird… Read more »