published 14.12..2024
Bild: Bundesarchiv, CC-BY-SA 3.0
Bevor 2024 zu Ende geht sollten wir des 60-jährigen Jubiläums eines erstaunlichen Stapellaufs gedenken. Das Schiff war 172 Meter lang, 23 Meter breit und 26.000 Tonnen schwer. Es hatte Raum für 100 Passagiere samt Besatzung und konnte nebenher viele Tonnen Fracht transportieren. Damals, 1964, war der Luftverkehr noch wenig entwickelt, sodass Passagiere oft den Seeweg nahmen, meist auf gleichem Kiel wie Getreide oder Erz. Was ist also bemerkenswert daran, wenn damals wieder einmal solch ein Vehikel zu Wasser gelassen wurde? Lesen Sie weiter…
22 kg auf 500.000 km
Der Antrieb handelsüblicher Schiffe kommt von Maschinen, die Kohle oder Öl verbrennen und dabei CO2 ausstoßen, das erwähnte Modell aber verbrannte Uran. In einem Druckkessel von 3,5 Metern Durchmesser und 4 Meter Höhe arbeitete ein Kernreaktor, der eine Turbine mit Dampf versorgte, die dann 50.000 PS (rund 35 MW) auf die Welle brachte. Der Treibstoff bestand aus rund 2 Tonnen Uran, auf 3,5 – 6,6% angereichert.
Bei seinem Launch 1964 wurde das Schiff nach dem Entdecker der Kernspaltung benannt: Otto Hahn. 1968, vier Jahre nach Stapellauf, nahm sie ihren Dienst auf und befuhr die Weltmeere. Nach vier Jahren hatte sie knapp eine halbe Million Kilometer hinter sich und musste an die Box, um den verbrauchten Treibstoff gegen neuen zu wechseln. „Verbraucht“ war eigentlich nur das auf ein paar Prozent angereicherte U235, und davon gerade mal 22 kg! Die haben sich allerdings nicht in Luft aufgelöst, sondern wurden in leichtere Kerne gespalten, die extrem radioaktiv sind. Das U238, welches mehr als 90% des Gewichts der Brennstäbe ausmacht, hat nichts geleistet, es war nur mit von der Partie. Allerdings hat es im Reaktor Neutronen eingefangen und sich dabei in teils sehr langlebige radioaktive Substanzen verwandelt.
Die Entsorgung dieser gefährlichen Stoffe war damals kein Problem: darum kümmerte sich die Wiederaufbereitungsanlage im englischen Sellafield.
Ein Eisberg aus Borniertheit
1979 aber lief die „Otto Hahn“ auf einen Eisberg – nicht aus gefrorenem Wasser, sondern aus grüner Borniertheit. Damals war „Anti-Atom“ schon voll im Gange, und so ein tadellos funktionierendes, abgasfreies Vehikel mit Atomantrieb, das ging jetzt gar nicht. Der Reaktor wurde aus dem Schiff entfernt und gegen einen Diesel ausgetauscht. Auch der Name wurde geändert und die Otto Hahn war jetzt nuklear bereinigt.
Der beschriebene Kernreaktor leistete im Gegensatz zu seinen großen Brüdern, die um die 1500 MW liefern, nur 35 MW. Und er bestand aus Modulen, die im Werk gefertigt und zusammengesetzt wurden. Er war also genau das, was heute unter dem Label „Small Modular Reactor (SMR)“ läuft, und dem man weltweit eine wichtige Rolle bei der zukünftigen Stromversorgung prophezeit.
Konnten die das vor 60 Jahren schon? Durften die das? Wer hatte dieses Wunderwerk gebaut? Es waren die Deutsche Babcock & Wilcox Dampfkessel Werke, ansässig in Oberhausen im Ruhrgebiet und Interatom aus Bensberg. Leitung hatte ein gewisser Erich Bagge. Der hatte seinerzeit bei Otto Hahn in Kernphysik promoviert hatte und wurde nach dem Krieg Professor an der Universität Kiel, wo ich als Student die Ehre hatte, ihn kennenzulernen.
Es ist doch ganz erstaunlich was geleistet werden kann, wenn man hochkarätigen Professionals freie Hand gibt. Heute, 60 Jahre später, werden Wirtschaft und Wissenschaft von Küchenhilfen und Studienabbrechern gegängelt – und man braucht zur Reparatur einer vernachlässigten Brücke länger als zum Bau eines technischen Wunderwerks.
UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP
Frage: Wie viele Molekülschichten der Luft sind nötig, um 99,999% der Rückstrahlung durch CO2 abzufangen, und wie dick ist die damit nötige Luftschicht? Notabene: Mit jeder weiteren Schicht wird mehr Fläche von CO2-Molekülen abgedeckt, bis eine ~100% dichte Decke CO2 entstanden ist. Die Idee ist, dass eine Luftschicht von winzigster… Read more »
Wobei der wahre Clou dann noch darin liegt, dass die eigentliche Bauzeit der Brücke meist immer noch in Rekordzeit erfolgt, die vorherige Genehmigung aber oft 10 bis 20mal soviel Zeit in Anspruch nimmt. Solange am Ende eines Tages kein Stempel auf ein Blatt Papier gedrückt worden ist, hat dieser gar… Read more »
Eine sinnvolle Anwendung nuklear betr. Dampfturbinen (da häufige Drehzahlwechsel/ungünstige Teillast entfällt)! Diese Leistung ist seit über 100 Jahren im Marinebereich üblich, wurde bei histor.Dampfmaschinen mit 640 t Kohle pro Tag erkauft. Langsamläufer 2T-Diesel verbrennen hierbei “nur” 150 t Schweröl pro Tag. Abschaffen sollte man Großdiesel deshalb keinesfalls, da bei Raffinationsprozessen… Read more »
Das schlimme ist: Dumme sind schrill und laut. Kluge dagegen oft introvertiert. Weil sie mit dem Lösen von Problemen beschäftigt und ein ausgefülltes Leben haben werden sie nie in “die Politik” gehen. So gewinnt Dummheit Führung. Ich bin da betrübt und ratlos.
Erstaunlich, was alles gemacht werden kann, wenn man Spezialisten machen lässt. Und niemand beschwerte sich danach über erhöhten CO2 Ausstoß. Hier noch ein Einführungskommentar des Außenministeriums Japans über nuklear betriebene Kriegsschiffe der US-Marine: (1)U.S. Nuclear Powered Warships (NPWs) have safely operated for more than 50 years without experiencing any reactor… Read more »
Wegen Platzmangel Teil 2 hier: Naval reactors have an outstanding record of over 134 million miles safely steamed on nuclear power, and they have amassed over 5700 reactor-years of safe operation. Currently, the U.S. has 83 nuclear-powered ships: 72 submarines, 10 aircraft carriers and one research vessel. These NPWs make… Read more »