published 30.12.2023

Bild: Yoltonsart

Symbole, Gesten oder Vokabeln, die im Entferntesten mit dem Nationalsozialismus assoziiert werden könnten, sind heute tabu. Zuwiderhandelnde werden unerbittlich an den Pranger gestellt. Und nicht nur das, jegliche Kritik am aktuellen Zeitgeist wird pauschal als „Nazi“ klassifiziert, auch wenn sie keinerlei Bezug zum Dritten Reich hat. Diese Obsession mit der NS Vergangenheit ist nicht harmlos. Sie  könnte als rhetorischer Vorhang dienen, hinter dem sich ein neuer Totalitarismus entwickelt. Werden die Kämpfer gegen das rechte Monster nun selbst zum Monster?


Unerwünschte Ähnlichkeit

Nationalismus bedeutet, die Interessen der eigenen Nation über alles andere zu stellen: über das Wohlergehen der eigenen Bürger und über die Existenz anderer Staaten. Die Heiligkeit der eigenen Nation berechtigt zu Kriegen, in denen fremde Länder zerstört und die eigene Bevölkerung auf dem Schlachtfeld geopfert wird. Diese Weltanschauung wurde uns Deutschen durch den zweiten Weltkrieg gründlich ausgetrieben. Nationalismus ist nicht mehr existent, von vereinzelten, eher skurrilen Episoden abgesehen. Dennoch behandelt die heutige Politik das kleinsten Aufflammen dieser gestrigen Ideologie mit übertriebener Theatralik; und nicht nur das, sie betrachtet die eigene nationale Identität als peinliche Notwendigkeit.

Internationale sportliche Ereignisse dienen dazu, die Völker der Welt auf einem unpolitischen Spielfeld zusammenzubringen, um sie in harmlosem Wettkampf näher zu bringen. Man zelebriert Fairness und den gemeinsamen Respekt vor sportlichen Regeln, auch wenn man sonst vielleicht nichts gemeinsam hat.  Und so wie bei einem Kongress die Teilnehmer Namensschildchen tragen, so tragen die Sportler zu ihrer Identifikation die Farben ihres Landes.

Das Schwarz Rot Gold war der woken deutschen Politikeria dann des Guten zu viel, und man versuchte es durch die Farben des Regenbogens zu neutralisieren.  Wer nun bei solch einem Event seiner simplen nationalen Identifikation noch eine politische Botschaft anhängt, der handelt taktlos, idiotisch und zeigt, dass er den Sinn solcher Spiele nicht verstanden hat. Unsere Regenbogen-Sportler aber taten genau das. Sie mussten die Welt belehren: „Schaut auf uns. Ihr alle müsst so woke werden wie wir es sind. Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.“

Übrigens, auch bei der Berliner Olympiade 1936 zeigte Deutschland nicht seine Landesfarben, so wie alle anderen Nationen das taten, sondern man zeigte die Fahne mit dem Symbol der dominanten politischen Richtung. Sie werden jetzt vielleicht protestieren: „Das kann man doch um Himmels Willen nicht vergleichen. Der Regenbogen bedeutet Friede, Toleranz und Freundschaft, während die Nazi Flagge genau das Gegenteil in die Welt posaunte. Aber Vorsicht: Es gibt da dieses Phänomen der unerwünschten Ähnlichkeiten:

Dinge, die auf ersten Blick verschiedener nicht sein könnten, zeigen im Lichte höherer Abstraktion oft verblüffende Ähnlichkeit.

 

Mit dem Teufel im Bunde

Hier ein weiteres Beispiel unerwünschter Ähnlichkeit: uns allen ist natürlich klar, dass die Anstrengungen zum gesetzlichen Verbot der AfD und die Errichtung einer „Brandmauer“ nicht etwa opportunistischem, parteipolitischem Kalkül entspringen, sondern dem konsequenten, mutigen Kampf gegen Rechts. Die kleinste Regung des nationalistischen Monsters muss im Keime erstickt werden. Das ist gelebte Demokratie.

Das Verbot einer politischen Partei wäre allerdings kein Novum in Deutschland. Am 22. Juni 1933 untersagt die NS-Regierung der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands jegliche politische Aktivität und erklärt sie zur staatsfeindlichen Vereinigung. Sie protestieren jetzt vermutlich erneut: „Die SPD ist eine gute Partei, aber die AfD, das weiß doch jeder, die steckt mit dem Teufel im Bunde! Und die SPD wurde damals verboten, um die Demokratie abzuschaffen, während die AfD selbst eine Gefahr für die Demokratie darstellt.“

Ja, ich höre, was Sie sagen, und auf den ersten Blick ist Ihre Reaktion vielleicht verständlich. Von einer höheren Warte aus kann man aber die Ähnlichkeit der Begriffe „verfassungsfeindlich“ und „staatsfeindlich“ kaum übersehen. Beim Kampf gegen das „rechte Monster“ wird da vielleicht ein neues Monster geschaffen. Friedrich Nietzsche drückte das so aus: „Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird.”

 

Wir kommen wieder

Als ein gewisser Bernd Lucke an der Uni Hamburg eine Vorlesung hält, kommt es vor dem Hörsaal zu Tumulten. „Alle zusammen gegen den Faschismus”, brüllt eine Gruppe von etwa 30 jungen Menschen, während einige von ihnen, gekleidet in schwarze Pullover, in den Hörsaal eindringen. Lucke und die Studenten flüchten durch den Seiteneingang. “Wir konnten das nicht mehr aufhalten”, sagte ein Sicherheitsmann, und die Demonstranten riefen: “Wir kommen wieder.”

Auch dem berühmten Professor Werner Heisenberg widerfuhr es, dass seine Vorlesungen immer wieder durch Aktivisten unterbrochen wurden, die in seinen Hörsaal stürmten und über Politik statt über Quantenmechanik diskutieren wollten. Die hatten allerdings keine schwarzen Pullover an, sondern die braunen Hemden der Hitlerjugend. Und auch damals konnten die Ordnungskräfte die Störer angeblich nicht in den Griff bekommen.

Man kann die beiden Vorfälle auf ersten Blick nicht vergleichen, denn der eine Protest war angeblich „gegen den Faschismus“ gerichtet, der andere diente seiner Verbreitung. Und dennoch gibt es hier wieder eine unerwünschte Ähnlichkeit, derer sich die Protagonisten nicht bewusst sind:  Politische Bewegungen verraten sich nicht durch die Ziele, die sie proklamieren, sondern durch die Methoden, mit denen sie ihre Ziele verfolgen. Und diese waren in beiden Fällen furchterregend ähnlich.

 

Der zweite Kopf

Drachen haben oft zwei Köpfe, und sie können überleben, auch wenn sie einen verlieren. Der  Nationalsozialismus ist solch ein Monster. Der der eine Kopf, der des Nationalismus liegt abgeschlagen am Boden, der andere aber, der Sozialismus, blieb unversehrt, und er scheint dem Monster neue Kräfte zu verleihen.

Sozialismus ist die sicherste Methode, um ein Land zu ruinieren. Das Versprechen der Gerechtigkeit führt dazu, dass früher oder später alle gleich arm sind, bis auf die politischen Eliten. Jeder sozialistische Staat muss deshalb totalitär sein; er mischt sich bis in die persönlichsten Lebensbereiche ein, bis hin zum Essen und zum Duschen. Und er duldet nur eine Meinung. Ein totalitärer Staat kann nur überleben, wenn jeder Einzelne bereit ist, andauernd und über alles zu lügen. Un natürlich lügt  der Führer selbst und bestraft solche, die die Wahrheit sagen.

Dieser totalitäre Geist muss auf allen Ebenen der Gesellschaft etabliert sein, so dass in einem wirklich totalitären Staat Ehemänner ihre Frauen und Eltern ihre Kinder belügen, so geschehen in der DDR, nachzulesen bei Vera Lengsfeld („Ich wollte frei sein“). Ja, und auch in der heutigen Bundesrepublik trauen sich nur noch 40% der Bevölkerung frei ihre Meinung zu äußern!

Der einschlägigen Gehirnwäsche ist es gelungen, den Sozialismus als Gegenpol zum Faschismus zu verkaufen, wobei er doch in Wirklichkeit der andere Kopf desselben Monsters ist. Perfekte sozialistische Propaganda führte dazu, dass die politischen Morde in der DDR als Kavaliersdelikte abgetan wurden, und dass Parteimitglieder der Sozialistischen Einheitspartei ziemlich reibungslos Zugang in die Politik der Bundesrepublik fanden, die bis dahin eine recht gut funktionierende freiheitliche Demokratie war.

Das Monster Nationalsozialismus hat nur einen Kopf verloren, der andere, sozialistische Kopf ist dem Monster geblieben, welches alles tut, um Deutschland zu ruinieren. Oder, um es mit Friedrich Nietzsche auszudrücken, Der Held, der das Ungeheuern Nationalismus erlegt hat, ist vei diesem Kampf zum Ungeheuer des Sozialismus geworden.


UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP

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Kritikaster
10 months ago

It’s not that ends justify means, but means determine ends.( Aldous Huxley)

Bernd Ternes
10 months ago

Wieder einmal kurz und prägnant!

Jürg Schneeberger
10 months ago

Einfach genial zusammengefasst. Dies müsste man nicht mit 5, sondern mit 6 Sternen bewerten können.

Hujo
10 months ago

Wie wahr! Ihre Gedanken untermauern die Aussage „ Wenn der Faschismus wieder kommt, wird er nicht sagen „Ich bin der Faschismus. Er wird sagen „Ich bin der Antifaschismus“. Das zweite Gesicht des Faschismus, des Sozialismus/ Kommunismus, findet man heute bei den deutschen Parteivertretern gerade dort, wo das Bekenntnisgedöns zur Demokratie… Read more »