published 03.08.2024

Bild: Britannica

Ein Mann von 25 Jahren hat Charakterzüge angenommen, die ihn kennzeichnen; sein Lebenslauf weist bereits Leistungen oder auch Verfehlungen auf, für die nur er selbst die Verantwortung trägt. Man wird ihn einschätzen und vielleicht an Gleichaltrigen messen. Unser 21. Jahrhundert wird demnächst 25. Das ist ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und Vergleiche zu Gleichaltrigen anzustellen. Dazu möchte ich unserem Kandidaten einen älteren Bruder gegenüberstellen: dem 19. Jahrhundert. Was hatte das 19. Jahrhundert in seinen ersten 25 Jahren hervorgebracht und was das 21.?


Atome und Elemente

War das junge 19. Jahrhundert ein Musterknabe oder eine Rabauke, ein Frohgeist oder ein Misanthrop? Es hatte auf jeden Fall geniale Züge.

 Im Jahr 1803 formulierte John Dalton die Theorie, dass alle Materie aus Atomen besteht und dass deren Masse bestimmt, um welches Element es sich handelt. Aus Masse 1 wird beispielsweise Wasserstoff und 12 ergibt Kohlenstoff. Der Russe Dimitri Mendeleev baute daraus das Periodensystem der Elemente auf, das Fundament für die moderne Chemie. Der dänische Physiker Hans Christian Ørsted wiederum entdeckte zu dieser Zeit, dass elektrische Ströme Magnetfelder erzeugen, und Michael Faraday zeigte, dass diese Magnetfelder, wenn sie sich verändern, elektrischen Strom induzieren. Diese Entdeckungen bescherten uns die diversen Segnungen der Elektrizität.

Aber auch auf philosophischen Gebieten war das junge 19. Jahrhundert durchaus kreativ: Goethe vollendete 1808 seinen „Doktor Faustus“, Schopenhauer veröffentlichte „Die Welt als Wille und Vorstellung“ und Hegel die „Phänomenologie des Geistes.“ Das waren anspruchsvolle Werke, aber für die Leserschaft von damals offensichtlich so attraktiv, dass noch heute Straßen nach den Autoren benannt sind.

 

Eine Hübsche, die alles zeigt

Doch nicht nur der kühle, logische Verstand war damals aktiv, auch für die Sinne wurden bleibende Werke geschaffen: Beethoven komponierte mit seinem 5. Klavierkonzert ein musikalisches Monument für die Ewigkeit und für Opernfreunde schrieb er „Fidelio“, während Rossini den „Barbier von Sevilla“ ersann. Derweil malte Delacroix die furchtlose Marianne, welche, Trikolore in der Faust, das Volk in die Freiheit führte. Francisco de Goya wiederum malte für uns 1800 die „maja desnuda, die Hübsche, die alles zeigt, und vier Jahre später zeigt er sie nochmals, diesmal im Negligé.

Zu der Zeit erforscht Alexander von Humboldt Südamerika und auch das Land Ecuador, wo er 1802 den knapp 6000 Meter hohen Chimborasso bestieg, den damals höchsten, von Menschen erklommenen Gipfel.

Das also, und noch viel, mehr brachten die ersten 25 Jahre des 19. Jahrhunderts hervor. Es war eine erstaunliche Dichte an „Sternstunden der Menschheit“. Aber kann es mit den Leistungen mithalten, die unser 21. Jahrhundert bislang hervorgebracht hat?

 

Ein diverser Boxkampf

In musikalischer Hinsicht wegweisend ist heute der Geschmack unseres Staatsoberhauptes: Er genießt Kompositionen von „Feine Sahne Fischfilet“ in der schlichten Umgebung von Schloss Bellevue. Die schönen Künste Europas erlebten wiederum einen Höhepunkt zur Eröffnung der Olympiade 2024. Das Motto war: „Wir kommen zwar nicht ganz an Leonardo ran, aber wir können ihn auf jeden Fall lächerlich machen.“ So bestückte man in einer Montage die Figuren des Abendmahls mit ausgesucht abstoßenden Gestalten. Es war eine groteske „Hommage“ an das vielleicht größte Genie aller Zeiten und eine Ohrfeige für die Christen dieser Welt, von denen keine Vergeltung zu erwarten war. Zeigen sich hier etwa bereits Charakterzüge des jungen 21. Jahrhunderts? Und wenn ja, welche? Mut und Schöpferkraft oder eher Feigheit und Neid?

Schauen wir weiter in Olympia hinein. Als Willkommensgruß an die Jugend aus aller Welt zu sportlichen und friedlichen Spielen zeigte man aus allen Perspektiven die Enthauptung einer schönen jungen Königin. Den genialen Schöpfern dieser lustigen Idee war vielleicht entgangen, dass die internationalen Athleten aus Kenia oder Pakistan keine Ahnung hatten, wer das junge Opfer wohl wäre, und warum es diese unfreundliche Behandlung verdient hat. Egal – der Schöpfer selbst wird seinen Witz schon verstanden haben, und das ist ja die Hauptsache.

Eine Innovation gab es dann auch auf sportlicher Ebene. Noch nie zuvor, zumindest auf einer Tribüne und vor aller Augen, war eine Frau von einem Mann so zusammen geschlagen worden. Es handelte sich um einen offiziellen olympischen Boxkampf à la 2024, der einer weichenstellenden Erkenntnis des frühen 21. Jahrhunderts Rechnung trug: Über Jahrtausende war die Menschheit dem Irrtum aufgesessen, dass es Mann und Frau gäbe. Heute weiß man, dass jeder sein Geschlecht selbst bestimmen kann, und zwar einmal pro Jahr. Da hatte die arme Boxerin eine schlechte Karte gezogen. Der Mike Tyson, auf den sie im Ring traf, hatte sich am Tag zuvor auf Michelle umtaufen lassen und war jetzt eine legitime Frau.

 

Die Meister der Kleister

Ansonsten sind die schönen Künste im frühen 21. Jahrhundert in den Händen und Gesäßen der Straßenkleber angekommen. Ihre ursprüngliche Devise war ja „Wir haben zwar keine anständige Arbeit, aber wenigstens hindern wir die anderen auf dem Weg dorthin“. Diese Maxime wurde dann konsequent auf einer höheren kulturellen Ebene fortgesetzt. Man klebte sich fortan nicht mehr an den Asphalt, sondern an kulturelle Schätze der Vergangenheit, mit zwinkerndem Einverständnis der jeweiligen Museumsdirektionen.

Bei dieser Vielfalt an kulturellen Höhepunkten dürfen wir die Wissenschaften nicht vergessen. Das frühe 21. Jahrhundert erlebte eine Sternstunde, welche in die Annalen der medizinischen Forschung eingehen wird. Man entwickelte ein Virus, welches auf mysteriöse Weise aus einem chinesischen Labor den Weg in die Freiheit fand, um sich dann, dank geschickter genetischer Optimierung, rasch über den Planeten auszubreiten. Der pharmazeutischen Wissenschaft gelang es dann in überraschender Geschwindigkeit, in „warp speed“, einen Impfstoff zu entwickeln, der dem Virus zwar nichts anhaben konnte, dafür aber den Empfängern des Stoffs ein Kaleidoskop an hässlichen Nebenwirkungen bescherte.

Der ärztliche Schwur „Primum non nocere“ (zuallererst keinen Schaden anrichten) war zu „Lucrum non nocet“ mutiert. 

 

Vom Atlantik in den Pazifik

Wir hatten ja behauptet, dass ein Mann von 25 Jahren Charakterzüge angenommen hat, die ihn kennzeichnen; und dass sein Lebenslauf dann Leistungen oder auch Verfehlungen aufweist, für die nur er selbst die Verantwortung trägt. Da sind bei den beiden Brüdern, dem frühen 19. und dem frühen 21. Jahrhundert, doch einige Unterschiede zu beobachten, die wir hier aber nicht werten wollen. Es gibt da noch ein weiteres psychologisches Experiment: Die Brüder wurden einem identischen Schicksalsschlag von höherer Gewalt ausgesetzt, und es ist interessant, die unterschiedlichen Reaktionen zu vergleichen.

Am 20.11.1817 schrieb der Präsident der ehrwürdigen Royal Society of London an die Admiralität seiner Königlichen Hoheit Goerge III folgenden Brief:

“It will without doubt have come to your Lordship’s knowledge that a considerable change of climate, inexplicable at present to us, must have taken place in the Circumpolar Regions, by which the severity of the cold that has for centuries past enclosed the seas in the high northern latitudes in an impenetrable barrier of ice has been during the last two years, greatly abated.

(This) affords ample proof that new sources of warmth have been opened and give us leave to hope that the Arctic Seas may at this time be more accessible than they have been for centuries past, and that discoveries may now be made in them not only interesting to the advancement of science but also to the future intercourse of mankind and the commerce of distant nations.”

 

Bei Potemkin zu Hause

Kurz gesagt: Der Präsident der königlichen Forschungsgesellschaft teilte mit, dass sich in den nordpolaren Regionen eine Wärmequelle unbekannten Ursprungs aufgetan hätte, welche die unerbittliche Kälte, die bislang das Polarmeer durch Barrieren aus Eis verschlossen hielt, zunehmend abschwächen wird. Das ermögliche Entdeckungen, die nicht nur für den Fortschritt der Wissenschaften interessant sind, sondern auch für die Mobilität der Menschheit und den Handel zwischen entfernten Nationen.

Schon damals also gab es Global Warming, und man verfolgte mit Optimismus dessen Segnungen für die Schifffahrt, und hoffte, dass eines Tages die Fahrt vom Atlantik in den Pazifik möglich würde, ohne das gefürchtete Kap Horn runden zu müssen. Man begegnete diesem Phänomen also mit einer anderen Haltung, als dies heute im 21. Jahrhundert der Fall ist. Heute muss alles für die Rettung des Klimas geopfert werden. Aber könnte es nicht sein, dass eines Tages die geheimen Dokumente zum Thema Erderwärmung ebenso aufgedeckt werden, wie kürzlich die Corona-Protokolle. Und dass uns dann vor Augen geführt würde, welchem gigantischen Schwindel wir aufgesessen sind?

 

Welche Charakterzüge also können wir dem 24-jährigen 21. Jahrhundert zuschreiben? Ich behaupte, der junge Mann ist zu feige, um der Wirklichkeit ins Auge zu sehen, und seine Schwester ist nicht besser.  Und so zimmern  sich die beiden mit dem von Papa geerbten Geld ein Potemkin’sches Dorf zurecht. Und wer auch immer sie auf ihren Wahn hinweist, der bekommt eine Salve von Schmähungen ins Gesicht. Und was denken sie über den erfolgreichen Bruder, mit dem wir sie verglichen haben? Von dem hat man keine Ahnung, vermutlich war der ein Nazi.


UND HIER EIN FREUNDLICHER GESCHENK-TIPP

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1 Comment
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Ferdinand Lohr
1 month ago

Sie treffen es mal wieder auf den Punkt. Unser Minister “ Insolvenzexperte” nennt dies sinngemäß: “Unsere Ideologie wird von Realität umzingelt”