published 15.01.2022
Bild: Justin Campbell / unsplash
Eine Materialschlacht ist eine Kampfhandlung, bei der unter extremen Verlusten von Gerät und „Menschenmaterial“ ein militärisches Ziel verfolgt wird. Die Geschichte lehrt uns, dass derartige Schlachten meist in humanitären und politischen Katastrophen enden. Es könnte sein, dass Deutschland wieder in eine derartigen Schlacht verwickelt ist, die jetzt, unter einem neuen „Feldherrn“, noch größere Opfern fordern wird.
Die Rede ist nicht von Stalingrad oder Verdun. Die Rede ist von der größten Materialschlacht zu Friedenszeiten; von einem Vorhaben, das der Bevölkerung bereits heute Opfer abverlangt, die in Zukunft noch wesentlich schmerzhafter werden. Es geht um die Energiewende. Es geht um den totalen Krieg gegen das CO2, der von einem erstaunlich großen Teil der Bevölkerung immer noch bejubelt wird.
Ich möchte hier nicht die Sinnhaftigkeit des Ziels diskutieren, nämlich Deutschlands CO2-freie Energieversorgung. Ich werde Ihnen aber demonstrieren, dass dieses Ziel, ob nützlich oder nicht, auf dem eingeschlagenen Weg niemals erreicht werden kann. Die Materialschlacht ist aussichtslos, und nur die massive Propaganda an der „Heimatfront“ verschleiert den Blick auf das sich anbahnende Desaster .
Eine einfache Überlegung
Wie wir wissen, soll demnächst all unser Strom aus „nachhaltigen“ und grünen Energiequellen sprudeln. Wie soll das gehen? Wir müssen uns dazu ein paar einfache Zahlen anschauen.
Von der gewaltigen Menge an Elektrizität, die Deutschland pro Jahr verbraucht, kommt derzeit etwa ein Drittel aus Wind- und Sonnenenergie. Hätten wir also dreimal so viel Wind- und Solarkraft, wäre dann die Energiewende erfolgreich vollzogen?
Nein, das Ziel wäre nicht erreicht. Zwar konnten dreimal so viele Solar- und Windanlagen über das Jahr summiert den Energiebedarf decken, aber es gäbe trotzdem noch Stunden oder Tage, in denen das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen könnte. Ganz offensichtlich wird in Wind- und Sonnen- armen Monaten zu wenig produziert, während im Sommer diese Quellen des Guten zu viel liefern.
Was läge nun näher, als den Überschuss aus den fetten Tagen für magere Zeiten zu speichern?
Lassen Sie uns das mathematisch betrachten. Wir vereinfachen die Situation ganz extrem, und auch die Zahlen sind nicht auf das letzte Kilowatt genau. Das hat aber auf unsere Schlussfolgerung keinen Einfluss.
Einsicht ohne Computer
In einem typischen Jahr werden in Deutschland rund 500 Terawattstunden (TWh) elektrischer Energie verbraucht. Eine Terawattstunde ist ein Vielfaches der uns geläufigen Kilowattstunde; genauer gesagt ist die Terawattstunde das Ein-Milliarden-Fache. Versuchen Sie bitte nicht, sich das vorzustellen, merken Sie sich einfach die Zahl 500.
Alternative Quellen haben in vergangenen Jahren zu diesen 500 TWh etwa ein Drittel beigetragen, die Windkraft alleine ein Viertel, also 125 TWh. Dieser Wert hängt einerseits von Größe und Anzahl der Windmühlen ab, andererseits vom Wind, der das Jahr über geblasen hat. Aktuell gibt es in Deutschland 33.000 Windturbinen, die fast den gesamten Strombedarf abdecken könnten, wenn der Wind nur ununterbrochen mit 40-80 km/h blasen würde. Dann würden sie ihre „installierte“ Leistung ins Netz einspeisen. Erfreulicherweise tut der Wind das aber nicht.
Der faule Wind ist schuld
Tatsächlich bringen die Windturbinen weniger als ein Drittel der installierten Leistung, weil der Wind eben so unzuverlässig ist. Wie müsste die Welt jetzt aussehen, damit wir mit gespeichertem Strom aus guten Tagen über die nächsten Flautentage kommen? Wir machen einige Vereinfachungen und nehmen Folgendes an:
- Windkraft ist die einzige Energiequelle; sie bringt im Durchschnitt ein Drittel ihrer installierten Leistung
- Am Tag 1 weht 24 h lang der ideale Wind und die Windkraft liefert 100% der installierten Leistung. An Tag 2 und 3 herrscht Flaute. Im 3-Tagesdurchschnitt wird die Windkraft also – so wie in der Realität – ein Drittel ihrer installierten Leistung bringen.
- Die Effizienz der Speicherung, etwa in „Wasserstoffbatterien“, ist, optimistisch geschätzt, ein Halb, d.h. um eine kWh aus dem Speicher zu bekommen mussten vorher 2 kWh eingespeist werden.
- Der durchschnittliche tägliche Energiebedarf „DTB“ = 500 TWh / 365 ≈ 1,4 TWh
- Am Tag 1 passiert folgendes: unsere Mühlen müssen den DTB für Tag 1 erzeugen. Zusätzlich müssen die Batterien mit dem Bedarf für Tag 2 und Tag 3 gefüllt werden. Wegen der schlechten Speichereffizienz sind das 2 DTB für Tag 2 und nochmal 2 DTB für Tag 3.
- An Tag 2 und 3 ist Flaute, die Windmühlen können sich ausruhen und die Batterien entleeren sich.
Ja, sie haben richtig gerechnet:
an Tag 1 müssen unsere Windgeneratoren 5 DTB liefern, also 5 × 1,4 TWh = 7 TWh = 7.000 GWh.
Wie viele Windgeneratoren bräuchten wir dafür? Nun, damit wir an den 24 Stunden von Tag 1 die gewünschte Energie von 7.000 GWh (Gigawattstunden) bekommen bräuchten wie eine installierte Leistung unserer Generatoren von 7.000 GWh / 24 h = 292 GW.
Aktuell beträgt die in Deutschland installierte Windkraft 55 GW.
Man bräuchte also 294 / 55 ≈ 5,4 mal so viele Windgeneratoren wie heute.
Kein schönes Land
Aktuell gibt es 33.000 davon, man bräuchte also 5,4 × 33.000 = 178.000 Windgeneratoren der heutigen Ausmaße. Gleichmäßig über die 357.386 km2 des Landes verteilt würde jede Mühle eine Bodenfläche von 2 km2 für sich beanspruchen, das ist ein Kreis mit 800 m Radius!
Da würde die Lebensqualität doch etwas leiden. Und teuer wäre es auch. Aber jede Materialschlacht fordert eben auch von der Zivilbevölkerung Opfer.
Man könnte noch andere Berechnungen anstellen, um die Absurdität dieses Vorhabens zu demonstrieren: die Millionen Tonnen am Beton und Stahl, die da verbaut würden; oder die Tatsache, dass bei einer Lebensdauer von nur 20 Jahren täglich 24 Generatoren abgerissen und neu installiert werden müssten; und dass die Batterien nicht nur für ein paar Tage vorhalten müssen, sondern für Wochen oder Monate. Aber schon die Anzahl von 178.000 Windmühlen sollte überzeugen, dass diese Materialschlacht eine „Mission Impossible“ ist. Schon dieser eine Grund genügt.
Es gibt da diese Geschichte von Fritz und Otto: Sagt Fritz: „Otto, mein Freund, kannst du mir etwas Geld leihen?“ Sagt Otto: “Du Fritz, ich hab drei Gründe, warum das nicht geht; erstens hab ich selbst keines. ..“ Da unterbricht ihn Fritz: „ … dann spar dir die zwei anderen Gründe.“
Die Vorstellung, dass dies ohne Auswirkung auf das Klima möglich ist, scheint mir sehr unwahrscheinlich. WKA’s beeinflussen sich auch gegenseitig und die Auffrischung aus anderen Luftschichten hat Ihre Grenzen. Man kann von einer gewissen Windstillung ausgehen und einem verminderten Transport von thermischer Energie und Wasser. Lokal kann auch ein solcher… Read more »
Um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, den Speicherbedarf unnötig in die Höhe zu treiben, kann man die Rechnung auch so ansetzen: Für 500 TWh volatile Energie benötigt man 4x so viele WKA wie heute. Nach den Ausführungen von Prof. Sinn (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0014292117300995) ist der Speicherbedarf “nur” etwa 7% des Jahresbedarfs, also… Read more »
Bei meinem Kommentar ist mir ein Fehler unterlaufen. Die 7% Mehraufwand für die Speicherung bezieht sich auf die notwendige Speicherkapazität, nicht auf den für die Anzahl der WKA relevante gesamte zu speichernde Energiemenge. Da der Speicher mehr als einmal pro Jahr gefüllt und geleert wird, ist der overhead deutlich größer.… Read more »
Meine Ansicht: “Grüne Desmokratur? Nein Danke!”
Näheres dazu unter ‘Desmokratur’ googlen.
Nur der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass das Endziel immer noch in einer “Energiewende” besteht. Den bisherigen Strombedarf alternativ zu produzieren, kann man nur als Präludium bezeichnen. Nur ein Beispiel: die Chemische Industrie geht von einem Strombedarf von 600 TWh aus, um alle Prozesse mittels elektrischem Strom zu substituieren. Am… Read more »
Werter Dr. Hofmann-Reinecke der “Materialschlacht”-Artikel ist jedenfalls lesenswert, denn er zeigt einen wesentlichen Wahnsinnsaspekt der sogenannten Energiewende. Die Annahme, dass die gesamte Leistung von Windgeneratoren kommen müsste, ist etwas grobe Vereinfachung. Aber selbst bei Zuordnung aller Arten regenerativer Stromgewinnung würde sich nichts an der faktischen Unmöglichkeit des Vorhabens ändern. Dazu… Read more »
Bei den Grünen (CDU/Spd..) geht es erstmal darum alle böse Energie wegzuschaufeln – (Habeck) ins Wagnis zu gehen, zu riskieren – und dann schauen wir mal, wir haben es wenigstens probiert! Irgendwie hoffen sie, dass noch ein perpetuum erfunden wird, die Menschen mit Photovoltaikstrandsegellasträdern in teuren (Özdemir) Bio-Gute-Laune-Läden einkaufen. Sie… Read more »
Wenn man annimmt, daß die politisch Verantwortlichen nicht debil sind, dann bleibt nur der einfache Schluß, daß es überhaupt nicht um “grüne” Energierzeugung gehen kann, sondern um etwas Anderes.